Vanessa Peter
Zwischen Eigennutz und Integrität

Die vorliegende Arbeit bietet einen Einblick in die Schweizer Umweltpolitik und geht der Frage nach, was Parlamentsmitglieder der Mitteparteien in ihrem Abstimmungsentscheid bei umweltrelevanten Abstimmungen beeinflusst. Anhand einer Datenanalyse wird der Einfluss von soziodemografischen Merkmalen auf das Abstimmungsverhalten von Nationalrät*innen der Parteien BDP, CVP und FDP untersucht. Die Ergebnisse werden anschliessend von Expert*innen eingeordnet. Als Untersuchungsgegenstand dienen 49 umwelt­relevante Abstimmungsentscheide der ersten Hälfte der 51. Legislaturperiode. Die Auswertung zeigt, dass sich ein Zusammenhang zwischen dem Abstimmungsverhalten der untersuchten Parlamentsmitglieder und deren soziodemografischen Merkmalen erkennen lässt. Die auffälligsten Zusammenhänge bestehen beim Wohnort und beim Beruf der Parlamentsmitglieder. Entgegen den gängigen Erwartungen stimmen die Parlamentsmitglieder, die in ländlichen Regionen zu Hause sind, über alle untersuchten Abstimmungen am umweltfreundlichsten. Nationalrät*innen, deren Wohnort der Typologie «intermediär» zugeordnet wird, votieren hingegen am wenigsten umweltfreundlich. Mit Blick auf die Berufsgruppen stellen neben Berater*innen und Berufspolitiker*innen, Landwirt*innen insgesamt die umweltfreundlichsten Nationalratsmitglieder der Mitteparteien dar. Unternehmer*innen verzeichnen eindeutig die geringsten Werte.

Insgesamt weisen die Interpretationen der Expert*innen sowie die Erkenntnisse aus der Forschungsliteratur darauf hin, dass Faktoren wie Wertehaltung, Partei- ­und Fraktionszugehörigkeit sowie Verbindungen zu Interessengruppen eine grössere Bedeutung beigemessen werden kann, um das Abstimmungsverhalten im Parlament zu erklären. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich politischer Protest, insbesondere durch die Klimastreiks der vergangenen Jahre, auf das Abstimmungsverhalten der Parlamentsmitglieder auswirkt.